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20. Oktober 1978   "Ingeborg Bachmann - Eine Bibliographie",
  von Otto Bareiss und Frauke Ohloff.
   
    Mit so bewundernswerter und deshalb nicht ganz ohne Ironie zu genießender Beharrlichkeit dürfte noch kaum eine Bibliographie die Bemühungen der Literaturkritik dokumentarisch festgehalten haben. Ob in der Zeitschrift "Die Diakonieschwester", ob in der "Kreiszeitung für die Grafschaft Hoya" oder im "Sendboten des Hl. Antonius": Kein noch so belangloser Reflex auf Leben und Werk der Ingeborg Bachmann entgeht der akribischen Spurensammlung. Liebevolle Archivierung und ein manchmal übertriebener Vollständigkeitseifer bilden eine so exzentrische Synthese, daß man nicht umhin kann, sich Musils Forderung nach dem "Generalsekretariat der Genauigkeit und Seele" zu erinnern. Hier endlich scheint sie eingelöst, denn auch für des Benutzers Seele ist trefflich gesorgt. Kein zwischen zwei Pappdeckel gepreßtes und bloß dem unentwegten Bachmann- Forscher zumutbares Nützlichkeitsobjekt liegt vor, sondern ein kleines bibliophiles Meisterwerk. Numerierte Exemplare, feinster Daunendruck, eine mindestens kunstgewerblich zu nennende Text- und Bildgestaltung, dazu noch Heinrich Bölls in romantisch blauen Lettern gesetztes Geleitwort machen den Band zu einer Zierde anspruchsvoller Bibliotheken. Der Preis sichert vollends exquisite Exklusivität; er liegt um respektable sechzig Mark über dem der vierbändigen Werkausgabe, die vor kurzem erschienen ist. Daß deren Erstveröffentlichungen bislang ungedruckter Texte, daß deren weitgehende Präsentation des literarischen Nachlasses aus redaktionellen Gründen keinen Eingang in die Bibliographie mehr finden konnten, ist mir allerdings ziemlich unverständlich - Termine hin, Termine her! So jedenfalls ist das Verzeichnis der Primärliteratur bereits bei Erscheinen überholt. Trotzdem, als Werk für sich ist dieses Bücher- und Schriftenverzeichnis ein Ereignis. Ein Hommage an Ingeborg Bachmann, eine Hagiographie zugleich. Und überdies ein nützliches Arbeitsmittel. Was will man mehr.
     Jochen Hieber
 
16. Mai 1979   Sachbuch: "Ingeborg Bachmanns Werk"
   
    Als persönliche Verpflichtung dem Werk Bachmanns gegenüber versteht das Schweizer Buchhändlerehepaar Bareiss-Ohloff seine 1978 publizierte Personalbibliographie, mit der nach fast siebenjähriger Arbeit ein ziemlich lückenloses Bild von der Schaffensvielfalt der Dichterin vermittelt wird.
Schon von der Konzeption her übertrifft das Buch die einschlägige Erwartung eines bloß Daten- und Datenkompendiums: es will, nach Heinrich Bölls Geleitwort, ein "Fahrten- oder Flugschreiber" der Dichterpersönlichkeit sein, deren allmähliche Entwicklung aus den bibliographischen Fakten nachvollziehbar ist. Erstmals ist es damit gelungen, die bis zum Redaktionsschluß vom 30.9.1977 (teils auch an versteckter oder längst vergessener Stelle) gedruckt vorliegenden Arbeiten der Dichterin chronologisch zu verzeichnen.
Vor allem ihr bisher kaum bekanntes Frühwerk aus der Wiener Zeit, einige unter dem Pseudonym Ruth Keller publizierte politische Zeitungsartikel, sämtliche Übersetzungen ihrer Werke in insgesamt 20 Sprachen sowie alle Interviews und Lesungen rücken damit ins Blickfeld des literarisch Interessierten. Daneben wird die Rezeptions- und Wirkungsgeschichte" in dem umfangreichen Verzeichnis der Sekundärliteratur dokumentiert, das von monographischen Versuchen bis zu Zeitungsrezensionen der Buchausgaben und Lesungen reicht.
     Robert Pichl

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    © Ricarda Berg, erstellt: Dezember 2002, letzte Änderung: 15.01.2024
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