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![]() Ingeborg Bachmann 1969 [1] |
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Oliver Behnssen | ![]() |
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Der wichtige Abgrund | |||
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Gegessen habe ich Stahlfleisch, Hechtfleisch, Nebel- fleisch, Doppel- und Kalbfleisch. Aus der Hand gefallen sind mir die Werkzeuge des Chamottes, der Pharmazeutik, des Rittersporns und der gefühlsaktiven Erpressung. |
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Bacchantisch zerquetscht habe ich die Aeppelfrau und das Ergebnis von Wittgenstein's logisch-philosophischem Traktat: sagen kann ich, was ich nicht denken kann, bachmanntisch. Umkreist habe ich meine verdrießlich piepernde, meine lyrische Nacht. |
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Von den Lastern der Anderen, aufrichtig, fett und kokett, habe ich leider immer nur redlich geträumt: die sinnige Bereitschaft von großen Fruchtsirupen breitete sich über den Abgrund und, listen, puto! der Beifall der Faune, donnernd und wichtig. |
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Gunhild Bohm | ![]() |
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Dame hinter den Bergen | |||
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INGEBORG BACHMANN ZUM GEDENKEN | |||
Wer hat in meinem Gehirn genächtigt? Wer hat mit meiner Zunge gesprochen? Wer hat geschrien aus mir? Erzählt mir noch einmal das Märchen - die schneeweiße Dame, die hinter den Bergen wohnt - ich bitte euch! |
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Auch nach Mitternacht will keiner meinen zweiten Kopf sehen und mir seine Seele zeigen Könnte ich mich verirren im Schlaf!... Ich will mich ja hinlegen auf Gras und Asphalt, offenäugig und mit der Welt übereinstimmen Eure Fangarme halten mich |
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(Keiner will selbst nach Mitternacht nicht...) bis zu einer Wahrheit über uns, über das Gras von der keiner träumt, die keiner will und bleiben |
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Günter Grass | ![]() |
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Todesarten | |||
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Persus, schweig keinen laut, Beteigeuze, brecht auf, ihr schneefelder im zeichen des großen bären: eure schwester ist heimgekehrt aus der fremde, zum wort, das war, ehe ihr wurdet, zu millionen sternen, umschlossen von einem wort. |
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Peter Hamm | ![]() |
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"Ein Toter bin ich, der wandelt" | |||
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Zur Erinnerung an Ingeborg Bachmann | |||
Die Beute von wem in lauten Löwenrachen (Bocca di Leone)? |
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Arme Seele aus dem Gailtal,
le Hibou, huscht über rissige Treppen, geborstene Mauern entlang, Katakomben hinab, der der Präfekt versagte den Schatten der Pyramide wo Waiblinger harrte, Keats sie rief - |
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Die Beute von wem in trocknen
Tiberbett, in dem die arme Kärntnerseele streunt? |
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Das Vaterland holt den verlorenen
Sohn, eine abgebrannte Frau, heim in die Grube |
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neben dem Rollfeld. | |||
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Ernst R. Hauschka | ![]() |
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Zum Tode Ingeborg Bachmanns | |||
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Du hast sie gesammelt: Schränke voll, deine Aussteuer. |
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In leichteren Zeiten, als das
noch anging und die Metapher auf ihren Freipaß pochte, wäre dir (rettend) ein Hörspiel gelungen, in dem jener typisch doppelbödige Trödler, durch dich vergöttert, alter Todesarten verliehen neue aufgekauft hätte. |
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Bedrängt von. Keine kam dir zu nah. So scheu warst du nicht. Wichsende Knaben hatten den Vorhang gelöchert: jeder sah alles, Seide und chemische Faser die jüngste Kollektion, bezügliche Zitate. |
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Todesarten: außer den
windigen Kleidchen diese probieren und diese; die letzte paßte. |
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Marie Luise Kaschnitz | ![]() |
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Via Bocca di Leone | |||
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INGEBORG BACHMANN ZUM GEDÄCHTNIS | |||
Wohnung, dieses Versteck Mit keinem Fenster Zur Straße hin Via Bocca di Leone In der doch eines Nachts Der Schläger stand Ausholte zum Fausthieb |
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Ängste dir zugemutet Gewitter und auf der Terrasse Der riesigen kiesbedeckten Die Schreie der räudigen Katzen Ihre wahnwitzigen Sprünge im Oleander |
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Und Krankheiten rätselhafte Taubwerden der Glieder Schwinden der Sinne Nacht vor den Augen Plötzlich |
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Hinter der Türe Dein leichter Schritt Danach Bei weißen Kugellampen Bücherreihen Die Umarmung voll Freude |
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Dein zierlicher
Salon Dein rosa und weißes Bad Schützte dich alles nicht Vor den zehrenden Stränden Vor Den Monstren von Bomarzo |
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Aber den Bergen
zu Am milchigen Schwefelwasser Unter wehendem Eukalyptus Erklärtest du präzis Den Denker Wittgenstein Die Männerschuhe störten dich im Schrank Aber du konntest nicht atmen ohne Liebe |
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Gestorben nicht
ist dein Rom Dieses bestimmte Voller Blumenstände Voller Friseure Mit dem Holzkohlenfeuergeruch Winterlich sotto casa |
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Manchmal sehe
ich dich Noch unversehrt Da stehst du Da gehst du umher Kein Glas in der Hand Kein Wort auf den Lippen |
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Schutzflehende
immer "dein Herz erstarrt in schneeiger Stille" ... |
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Hermann Kesten | ![]() |
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An Ingeborg Bachmann | ||||
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Als mein Freund Bonaventura Tecchi Mit seiner klagenden Stimme mich einlud, In der Villa Sciarra aus meinen Werken zu lesen Für hunderttausend Lire, Kam der Schüler von Ernst Robert Curtius, Der Gustav René Hocke, Mit dem Lächeln eines Kindes, Der Statur eines Knaben Und eines Weltmanns Miene, In Rom, sagte er, Lebt diese Poetin aus Klagenfurt, In ihrem ungeheizten Zimmer, In der Via Ripetta. Wenn Sie Tecchi bäten, Diese Ingeborg mit Ihnen lesen zu lassen, Gäbe es ihr Ansehn, und Ihr halbes Honorar ... Tecchi fragte: Liegt Ihnen viel daran? Schamhaft blickte er weg, als hielte ich unterm Mantel die Freundin. Katholisch war er, und liberal. Also las ich in der Villa Sciarra, Und nach mir Ingeborg, Sie las Verse, flüsternd, Die nur sie gehört hat. Später hörte ich sie bei der Gruppe 47. Sie saß neben Ilse Aichinger. Beide saßen wie in Spinnennetzen, Jede auf ihre Manier. Kunstvolle Netze, Schwingend in einem unsichtbaren Wind, Und gefährdet. Beide sagten Verse auf, Die Aichinger Verse in Prosa, Poesie in Prosa, Die Bachmann drohende Verse, Drohung gemildert durch Wiener Mundart. Beide Mädchen gefielen mir. |
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Kurt Klinger | ![]() |
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Keine
Begegnung mit Ingeborg Bachmann |
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Die Telefonnummer bleibt
unbenützt. Ich habe ihre Gedichte gelesen, "Kein Sterbenswort, ihr Worte", "Böhmen liegt am Meer", ich habe ihre Sterbensworte gelesen, ein schöner Sarkophag, in dem sie hart liegt, aufgebahrt als Kardinal mit Migräne noch im Tode und vom letzten Kuß verletzter Wange. |
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Sie würde vielleicht
sagen: Es könnte sein, daß wir uns schon einmal gesehen haben sollten. Oder: Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht, das weiß ich nicht, was immer Sie mich fragen, ich weiß es nicht. Und ich würde sie fragen: Leben Sie denn, Frau Bachmann? Und sie würde sagen: Das weiß ich noch nicht. |
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Die Telefonnummer ist unbenützt. Der Sarkophag bleibt geschlossen, damit sich die Luft in ihm nicht verdichtet und niemand sie sieht: die Zähne im eigenen Hals, um das eigene Blut in sich zurückzutrinken und beides zu haben, die nassen Lippen des Henkers und die Blässe des Opfers. Aus Wundmalen ein Gedicht. |
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Wenn über
den Gärten das heiße Licht entsteht, weiß ich: jetzt schreit sie auf - ein Sonnenstrahl hat sie getroffen. |
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Information zu dieser Seite: | Zeichenerklärung:![]() ![]() ![]() |
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[1] | Foto: Ingeborg Bachmann 1969 in Rom;© Renate von Mangoldt/LCB. | |
[2] | © Die Horen. Zeitschrift für Literatur, Grafik und Kritik. Wilhelmshaven 1973, Jg. 18, Heft 4, S. 62. | |
[3] | © Die Welt. Hamburg, Nr. 220 vom 21. September 1974. | |
[4] | © Die Zeit. Hamburg, Jg. 28, Nr. 44 vom 26. Oktober 1973. | |
[5] | In: Der Balken. Hanser-Verlag, 1982. | |
[6] | © Deutsche Tagespost. Würzburg, Nr. vom 20. Oktober 1973. | |
[7] | © Süddeutsche Zeitung. München, Nr. 236 vom 12./13. Oktober 1974, S. 85. | |
[8] | © Neue Rundschau. Berlin, Jg.86, Heft 1, 1975, S.50. | |
[9] | © Die Horen. Zeitschrift für Literatur, Grafik und Kritik. Wilhelmshaven 1972, Jg. 17, Heft 1, S. 110-111. | |
© Ricarda Berg, erstellt:
November 2001, letzte Änderung:
20.02.2025
http://www.ingeborg-bachmann-forum.de - E-Mail: Ricarda Berg |
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