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  Hans Höller / Arturo Larcati
Ingeborg Bachmanns Winterreise nach Prag
  Die Geschichte von "Böhmen liegt am Meer".
   
  Piper Verlag, München-Berlin-Zürich 2016.
    176 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag - ISBN: 978-3-492-05809-4
 
 
    Im Januar 1964 trat Ingeborg Bachmann gemeinsam mit einem jungen Begleiter eine Reise nach Prag an. Diese Reise sollte für ihr Leben und Schreiben eine entscheidende Bedeutung erhalten. Denn sie gewann in Prag nicht nur ihre Zuversicht zurück, sondern sie fing auch wieder an, Lyrik zu schreiben. Es entstand ein Gedichtzyklus dieser Winterreise, der weitgehend unbekannt geblieben ist, obwohl er ihre letzten Gedichte umfasst, daruner "Enigma", "Prag Jänner 64" und vor allem "Böhmen liegt am Meer". Nach dem schweren gesundheitlichen Zusammenbruch Ende 1962 erhielt das Gedichteschreiben bei ihr eine Notwendigkeit wie nie zuvor.
Der Lebens- oder Überlebenswille der Autorin wurde zur Triebkraft ihres Schreibens und ihres poetologischen Denkens. Deren schönster Ausdruck ist "Böhmen liegt am Meer", in dem ist das Ein und Alles ihres gesamten Werkes aufgehoben. Nur wenige Monate vor ihrem Tod sagte sie von diesem Gedicht, dass "damit alles gesagt ist".
   
   
[Klappentext]
       

 
Lyrik
  Forum-Link Böhmen liegt am Meer
 
Leseprobe
  Forum-Link Vorwort [Piper Verlag]
  Forum-Link aus dem Kapitel 7: "Zu diesem Gedicht werde ich immer stehen"
 
Buchbesprechungen
     
    Literaturkritik / Rolf Löchel / Ausgabe Nr.1 -Januar 2017
  Externer Link Kunst und Leben
    "[...] Doch nicht nur die Biographie trägt dazu bei, das Werk zu erhellen, sondern auch umgekehrt erscheint die Biographie vor dem Hintergrund der Werke und anderer Texte in klarerem Licht. So rekonstruieren Höller und Larcati Bachmanns Krankengeschichte in einem weiteren Kapitel nicht zuletzt anhand literarischer Texte und Fragmente der Autorin. Es ist also nicht nur das Autorinnenleben, dass ihr Werk erklären hilft, sondern auch umgekehrt „die Kunst selber […], die uns das Leben erklären hilft“. Darüber hinaus ziehen die Autoren bislang unveröffentlichtes Tagebuchmaterial heran und rekurrieren bei ihren Interpretationen der Werke auf Referenzmaterial aus dritter Hand – literarische Texte, musikalische Werke und solche der bildenden Kunst, bei der Interpretation von Bachmanns „schönstem utopischen Gedicht“ Böhmen liegt am Meer etwa auf Werke von Anselm Kiefer, Thomas Larcher oder Gertraude Stüger. Höller und Lacarti behandeln Bachmanns Gedichte philologisch mit bewundernswerter, heutzutage nur noch selten vorzufindender Gründlichkeit und Akkuratesse. Ihre Analysen der Werke sind scharfsinnig, überinterpretiert erscheinen allerdings Bachmanns Verschreibungen im Typoskript der zweiten Fassung des Gedichts Böhmen liegt am Meer. Dennoch: Ein triftigeres Plädoyer gegen „Absonderung und Abgrenzung der Kunst vom Leben“ lässt sich kaum vorstellen. Nicht nur ihr Vorhaben, dem lesenden Publikum „eine möglichst konkrete und zugleich das ästhetische Denken erweiternde Vorstellung“ davon zu geben, „was das Schreiben und die Literatur im Leben eines der Welt und ihren Zumutungen ausgesetzten Menschen […] bedeutet haben“, ist den Autoren vollumfänglich gelungen. Auch ihre Hoffnung, dabei zugleich ein „lesbares Buch“ vorgelegt zu haben, „das manchmal […] eine gewisse Intensität erreicht, von todtraurigen Dingen handelt und vom Ausweg aus der Misere des Lebens, den jemand im Schreiben gesucht hat“, haben sie sich selbst und den Lesenden aufs Trefflichste erfüllt. Manchmal ist der Band, der alle wissenschaftlichen Standards erfüllt, geradezu herzzerreißend, etwa in den Passagen über Bachmanns erlittenen Liebesverrat und ihren Suizidversuch."
     
    Süddeutsche Zeitung / Helmut Böttiger / 18. Dezember 2016
  "Winterreise nach Prag" ist eine kleine Studie zu Ingeborg Bachmann und ein erster Eindruck einer großen "Bachmann-Edition".
  Externer Link Gnade durch Morphium<
    "[...] Als wesentlichen Aspekt bei der Textinterpretation streichen Höller und Larcati Bachmanns Zusammenbruch und Krankheit infolge der Trennung von Max Frisch heraus, die in dieser Ausführlichkeit bisher noch nicht dargestellt wurde (v. a. S. 51-74). Für Bachmann war die Trennung von Frisch lebensentscheidend, sie bezeichnete diese als ihre größte Niederlage und als totalen Zusammenbruch. Angst vor Indiskretion ist hier jedoch völlig unberechtigt, litt doch Bachmann selbst auch daran, sich in ihrer Not an niemanden mehr wenden zu können, in Das Buch Goldmann führt sie vor, dass das Einsperren in Diskretionsgeboten tödlich enden kann. So drängen Bachmanns Werke aus den letzten zehn Jahren ihres Lebens geradezu darauf, „mit ihrem nicht nur fiktionalen kreatürlichen Elend wahrgenommen und verstanden zu werden, mit ihren Schmerzen, die sich der Sprache entziehen wollen und die sie doch zu benennen versuchte, damit man davon weiß.“ (S. 47) Ein Gedicht wie Böhmen liegt am Meer empfand sie daher als Zufall und Geschenk, „seine Entstehung bedeutete für sie das Glück, dennoch und trotzdem und gegen die zunehmende Aussichtlosigkeit ihres Zustandes etwas geschaffen zu haben, das wie aus sich selber zu leben scheint, seinen eigenen künstlerischen Gesetzen folgend, und in dem doch alles enthalten ist, was ihre Wirklichkeit ausmachte.“ (S. 47) Die üblicherweise von der Literaturwissenschaft scheel, wenn nicht sogar als Sakrileg betrachtete Berücksichtigung lebensgeschichtlicher Zusammenhänge für die Werkgenese ist in Höllers und Larcatis Analyse immer und in jeglicher Hinsicht überzeugend und wie die Autoren selbst unterstreichen „jeder theoretischen Anstrengung wert, denn es geht hier um die Frage der Notwendigkeit der Kunst im Leben.“ (155) So bekannte sich Bachmann selbst in einem Interview zu Goethes Begriff des „Erlebnisgedichtes“, dessen unbedingten Bezug zur Wirklichkeit dieser selbst in seinen Gesprächen mit Eckermann betont hatte: „Alle meine Gedichte sind durch die Wirklichkeit angeregt und haben darin Grund und Boden. Von Gedichten aus der Luft gegriffen halte ich nichts.“ (S. 146) „Grund und Boden“ – auch im engen geologischen Sinn – können durchaus als Leitvokabeln des theoretischen und literarischen Werks der Bachmann angesehen werden. So erfolgte Bachmanns schriftstellerische Auseinandersetzung mit der eigenen Krankheit in den Jahren der Entstehung des Winterreise-Zyklus in „Begriffen der Erdgeschichte“ (S. 80); im Wüstenbuch (1964/65), im Buch Franza (1965/66) und in den persönlichen Aufzeichnungen aus der Zeit der Krankheit wendet sie sich der Sprache der Geologie zu und begreift die neue „geologische Poetik“ wörtlich als Hilfswissenschaft. So ist das Zugrundegehen in Böhmen liegt am Meer nicht als Untergang zu verstehen, sondern als ein „Auf-den-Grund-Kommen“ und ein „Begreifen des Grunds der Dinge“ (S. 9, A. 1): „Zugrund – das heisst zum Meer, dort find ich Böhmen wieder. / Zugrund gerichtet, wach ich ruhig auf. / Von Grund auf weiss ich jetzt, und ich bin unverloren.“ (S. 17)"
     
    Literaturhaus Wien / Veronika Hofeneder / 11. Januar 2016
  Externer Link Ingeborg Bachmanns Winterreise nach Prag
    "[...] Als wesentlichen Aspekt bei der Textinterpretation streichen Höller und Larcati Bachmanns Zusammenbruch und Krankheit infolge der Trennung von Max Frisch heraus, die in dieser Ausführlichkeit bisher noch nicht dargestellt wurde (v. a. S. 51-74). Für Bachmann war die Trennung von Frisch lebensentscheidend, sie bezeichnete diese als ihre größte Niederlage und als totalen Zusammenbruch. Angst vor Indiskretion ist hier jedoch völlig unberechtigt, litt doch Bachmann selbst auch daran, sich in ihrer Not an niemanden mehr wenden zu können, in Das Buch Goldmann führt sie vor, dass das Einsperren in Diskretionsgeboten tödlich enden kann. So drängen Bachmanns Werke aus den letzten zehn Jahren ihres Lebens geradezu darauf, „mit ihrem nicht nur fiktionalen kreatürlichen Elend wahrgenommen und verstanden zu werden, mit ihren Schmerzen, die sich der Sprache entziehen wollen und die sie doch zu benennen versuchte, damit man davon weiß.“ (S. 47) Ein Gedicht wie Böhmen liegt am Meer empfand sie daher als Zufall und Geschenk, „seine Entstehung bedeutete für sie das Glück, dennoch und trotzdem und gegen die zunehmende Aussichtlosigkeit ihres Zustandes etwas geschaffen zu haben, das wie aus sich selber zu leben scheint, seinen eigenen künstlerischen Gesetzen folgend, und in dem doch alles enthalten ist, was ihre Wirklichkeit ausmachte.“ (S. 47) Die üblicherweise von der Literaturwissenschaft scheel, wenn nicht sogar als Sakrileg betrachtete Berücksichtigung lebensgeschichtlicher Zusammenhänge für die Werkgenese ist in Höllers und Larcatis Analyse immer und in jeglicher Hinsicht überzeugend und wie die Autoren selbst unterstreichen „jeder theoretischen Anstrengung wert, denn es geht hier um die Frage der Notwendigkeit der Kunst im Leben.“ (155) So bekannte sich Bachmann selbst in einem Interview zu Goethes Begriff des „Erlebnisgedichtes“, dessen unbedingten Bezug zur Wirklichkeit dieser selbst in seinen Gesprächen mit Eckermann betont hatte: „Alle meine Gedichte sind durch die Wirklichkeit angeregt und haben darin Grund und Boden. Von Gedichten aus der Luft gegriffen halte ich nichts.“ (S. 146) „Grund und Boden“ – auch im engen geologischen Sinn – können durchaus als Leitvokabeln des theoretischen und literarischen Werks der Bachmann angesehen werden. So erfolgte Bachmanns schriftstellerische Auseinandersetzung mit der eigenen Krankheit in den Jahren der Entstehung des Winterreise-Zyklus in „Begriffen der Erdgeschichte“ (S. 80); im Wüstenbuch (1964/65), im Buch Franza (1965/66) und in den persönlichen Aufzeichnungen aus der Zeit der Krankheit wendet sie sich der Sprache der Geologie zu und begreift die neue „geologische Poetik“ wörtlich als Hilfswissenschaft. So ist das Zugrundegehen in Böhmen liegt am Meer nicht als Untergang zu verstehen, sondern als ein „Auf-den-Grund-Kommen“ und ein „Begreifen des Grunds der Dinge“ (S. 9, A. 1): „Zugrund – das heisst zum Meer, dort find ich Böhmen wieder. / Zugrund gerichtet, wach ich ruhig auf. / Von Grund auf weiss ich jetzt, und ich bin unverloren.“ (S. 17)"
     
Pressespiegel
     
    Perlentaucher - Kultur und Literatur Online:
  Externer Link Hans Höller / Arturo Larcati: Ingeborg Bachmanns Winterreise nach Prag
    [Zur Rezensionen aus: Süddeutsche Zeitung - 19.12.2016
     

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    © Ricarda Berg, erstellt: Mai 2025, letzte Änderung: 15.05.2025
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